KULTURREPORT

Sissi Lenhart
 
MAS  --  MUSEUMSREPORT
SISSI  LENHART
berichtet über
MUSEEN – AUSSTELLUNGEN – SAMMLUNGEN
Als Kulturdesignerin und Fremdenführerin liegt mir die Museumsszene sehr am Herzen. Ich möchte euch daher einige Male im Monat ein MAS vorstellen. Es sollen nicht die großen Museen, Ausstellungen, Sammlungen sein von denen alle sprechen, nein die kleineren oft im Verborgenen blühenden Einrichtungen, die mit viel Herzblut arrangiert und erhalten werden. Davon finden wir viele interessante Einrichtungen in Wien und im Umland. Es sollen auch die kleinen Hoppalas erwähnt werden, die einem manchmal den Besuch solcher Einrichtungen verleiden können.
Gemäß dem Buchtitel von
Odo Marquart –Zukunft braucht Vergangenheit-
möchte ich mich den MAS widmen, die uns manchmal auch in die Gegenwart und Zukunft führen werden. Zudem möchte ich Euch auch Orte des Verweilens und der Freude zeigen, die einfach zu solchen dazugehören.
Ich wünsche euch viel Vergnügen bei
Abenteuer im MAS
Lernen im MAS
Freizeit im MAS    
                                                          Relaxen im MAS
 
 
 
Liebe Besucher dieser Seite ich möchte euch als erste Institution von MAS  das
Architekturzentrum Wien   Az W
stand 21.August2019
vorstellen und ans Herz legen. Es ist ein wenig verborgen im Museumsquartier an der Seite der Burggasse untergebracht. Besorgt euch den Plan vom Museumsquartier wenn ihr nicht aus Wien seid dann ist es sehr leicht zu finden.
Das Thema der Dauerausstellung ist die Architektur der letzten 150 Jahre um es grob zu umreißen.
Betritt man den Raum hat man sozusagen die Ahnengalerie der Architekten dieser Zeit vor sich. Jeder Name bekommt nun auch ein Gesicht. Stadtpläne des 19. Jahrhunderts lassen erahnen, welchen Veränderungen Wien im 19.Jh. ausgesetzt wurde. Sowohl die Stadtmauer durch die Ringstraße und der Linienwall durch den heutigen Gürtel, die breite Straße um die Innenbezirke bedeuteten Erdbewegungen und Bauarbeit ohne Ende.
Sowohl die Architektur des Historismus als auch der Aufbruch in die Moderne mit Looshaus, das einem beim Betreten des Raumes ins Auge sticht sind vertreten.
Die Zeitleiste an der Wand geleitet einen der Gegenwart entgegen.
Die Wohnsituation um 1900 wird thematisiert. es sind nicht die Bilder der Gründerzeitlichen Herrschaftswohnungen mit bis zu 600 qum. die in den Bann ziehen, es sind die Bilder der Hinterhofwohnungen, die heute kaum noch jemand erahnt. Es war noch gut wenn man wenigstens Zimmer Küche hatte, wobei die Fenster oftmals nur in den Lichtschacht schauen. es sind die hygienischen Bedingungen die man als solche gar nicht bezeichnen kann, die hier angesprochen werden. Am Monitor wird dies ebenfalls gezeigt.
Der radikale Wandel mit der absoluten Stimmenmehrheit bei der Gemeinderatswahl 1919 und der Beginn des Roten Wien wird thematisiert als einer der wegweisenden Schritte der Bevölkerung ein menschenwürdiges Wohnen zu ermöglichen.  Auch die Frankfurter Küche fand Eingang in die Ausstellung um zu zeigen was auf kleinstem Platz alles möglich ist.  Vom Bauerhaus zum Passivhaus führt die zeitgenössische Architektur.
Das  Az W bietet eine ungeheuer dichte, interessante Schau für die man sich Zeit nehmen sollte, denn man braucht sie auch. Es gibt vieles anzusehen und zu lesen bis man in der Gegenwart beim Holleinbau am Stephansplatz angekommen ist, dem ein Raum gewidmet wurde.
Damit bin ich schon bei meinen kleinen Hoppalas:
Die Beschriftung ist gut lesbar. Dem Leser würde eine farbliche Unterscheidung zwischen englischem und deutschsprachigem Text das Lesevergnügen sicher noch erhöhen. Es reichte ein Farbstreifen am fremdsprachigen Text als Markierung und schon ist man auf der anderen Seite und findet sich rascher zurecht.
Ich habe schon erwähnt, die Schau ist sehr dicht. Es ist schade, daß man dem Museum nicht mehr Raum gewährt. Eine so gut zusammengestellte interessante Ausstellung hätte um einiges mehr Platz verdient!
Der Museumskatalogist sehr informativ und umfangreich. Das Hoppala dabei ist das Gewicht. Es sind die ewigen Hochglanzkataloge die auf Dauer alle Buchregale umbringen. Schade, Normalpapier täte es sicher auch.
 
Verläßt man den ersten Teil des  Az W   kann man sich im Caffee in der angrenzenden historischen Arkade ein wenig laben und dann über den Hof in den zweiten Teil gehen.
Zur Zeit ist dort die Ausstellung  -Critical Care-.
Die Sorge um unsere Umwelt treibt weltweit Architekten und Bauverantwortliche an sich mit den Lebensbedingungen in den Klimazonen auseinanderzusetzen neue Konzepte zu entwickeln oder alte Konzepte wie Lehmbauten wiederauferstehen zu lassen und den Menschen das Wissen in die Hand zu geben für sich zu sorgen. Neue Stadtkonzepte werden entwickelt wie in Barcelona mit Autolosen Bezirken.
Eine interessante mit knappen Texten versehene Schau, wert anzusehen.
Dem Motto der Ausstellung treu entsprechend ist die Schau aus Kartonage aufgebaut beziehungsweise gehängt. Das gibt dem sehr ernsten anspruchsvollen Thema einen Hauch an Leichtigkeit der der ganzen Schau sehr gut tut.
Ein Hoppala möchte ich jedoch auch bei dieser interessanten Ausstellung anmerken, der Katalog ist in englischer Sprache verfasst, nicht wirklich für alle Besucher optimal dafür aus Normalpapier was ihn wieder sympathisch macht.
Sowohl im ersten als auch im zweiten Teil des  Az W  finden wir eine spannende Schlüssige Erzählung vom Bauen mit ansprechender intellektueller Komponente und emotional berührenden Momenten. Sitzgelegenheiten und leicht findbare Toiletten erfreuen den Besucher zusätzlich.
 
Die Schau wurde kuratiert von Elke Krasny und Angelika Fitz.
Zu sehen bis 9.9.19
 
Da ich auch das Umfeld in Augenschein nehmen möchte sei noch auf einen Shop nehmen dem Az W hingewiesen, das –Combinat-  www.combinat.at.  Eigenartig, ja dachte ich auch. Aber die Verhüllung des Körpers ist doch zuweilen eine ästhetische Angelegenheit und passt somit in den Verband der „Hüllen“.
 
Sollte jemand eher nach „Gehirnfutter“ suchen ist er in der
 -Buchhandlung Walther König- im Museumsquartier sehr gut aufgehoben. Mit Kunst- Kultur- Architektur- und Gartenliteratur werden hier sehr viele Wünsche auf großer Fläche von freundlichen hilfreichen Geistern erfüllt.